Die feierliche Eröffnung des neuen Opernhauses am 18. Mai 1957 sollte auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kölner Bühnen nachhaltig verändern. Prof. Oscar Fritz Schuh hatte mit Beginn seiner Generalintendanz in Köln nicht nur den Neuaufbau der Tanzsparte initiiert, sondern auch dem öffentlichen Erscheinungsbild des Theaters in Köln eine Verjüngungskur verordnet.
Dazu engagierte er für die Gestaltung der Druckmedien der Spielzeit 1959/60 den Grafikdesigner Wilhelm August Fleckhaus sowie die Fotografen Walter Boje und Carl-Heinz Hargesheimer, genannt Chargesheimer – ein Trio, das sich bereits über die Zusammenarbeit im Kontext der Photokina kennengelernt hatte.
Fleckhaus hatte 1959 in Köln das Magazin twen mitbegründet und auch das ungewöhnliche Layout der Zeitschrift konzipiert. Für den Suhrkamp Verlag hatte er bereits die grafische Gestaltung der Bände der Reihe Bibliothek Suhrkamp übernommen. Walter Boje arbeitet im Verbund mit der Agfa daran, die Farbfotografie zu popularisieren und erprobte dabei neuen Formen der fotografischen Dokumentation von Tanz. Chargesheimer wiederum wurde als Bühnen- und Probenfotograf engagiert, nachdem der Stil seiner fotografischen Impressionen von Köln Aufsehen erregt hatte.
Prägend war die Umschlaggestaltung der Programmhefte der Kölner Bühnen in den vier Spielzeiten 1959/60 – 1962/63. Im Zentrum stand dabei eine grafisch geformte Innenansicht des neuen Kölner Operhauses – auf der Basis einer Fotografie von Chargesheimer. Mit dem Zuschauerraum wurde die Rolle des Theaters als gemeinschaftsstiftende Institution motivisch in den Fokus gerückt. Graphisch unterschieden sich die Ausgaben der verschiedenen Spielzeiten durch eine sorgfältig aufeinander abgestimmte Farbgebung. Dieses Stilmittel sollte Fleckhaus 1963 bei der Gestaltung der Taschenbuchreihe edition suhrkamp weiter verfeinern.
Mit dem Ausscheiden Oscar Fritz Schuhs veränderte sich das Erscheinungsbild der Programmhefte der Kölner Bühnen von Neuem. Der Grafiker Hannes Jähn änderte in der Nachfolge von Willy Fleckhaus die Umschlaggestaltung vom fotografischen in einen rein typografischen Stil, in deren Mittelpunkt – sechs Jahre nach der Eröffnung – nun nicht mehr die Architektur des Kölner Opernhauses stand.
Thomas Thorausch | Deutsches Tanzarchiv Köln