Um es gleich vorneweg zu sagen: Der Nachlass von Artur Michel befindet sich in der Jerome Robbins Dance Division der New York Public Library. Denn der von 1922 bis 1934 sehr bekannte Berliner Tanzkritiker der Vossischen Zeitung war Jude und konnte sein Leben nur durch Emigration retten. Er starb 1946 in New York.
Aus Michels Besitz, wohl einer Kollegin vor der Emigration geschenkt, befinden sich nur drei Bände mit Kritikenabschriften und einzelne maschinenschriftliche Texte im Deutschen Tanzarchiv Köln. Das Tanzarchiv hat jedoch keine Mühe gescheut, etwas für das Andenken des jüdischen Kritikers zu tun und seine zahllosen Kritiken für die Forschung wieder zugänglich zu machen. So befindet sich heute im Tanzarchiv eine Sammlung mit Kopien aller auffindbaren Kritiken aus der Vossischen Zeitung
vom Beginn seiner Tätigkeit 1922 bis zur Einstellung des Erscheinens durch die Nationalsozialisten 1934. Und noch einfacher, als nach Köln zu reisen, sind sie zu lesen: Alle Tanzkritiken sind in einem Band (633 Seiten) neu veröffentlicht worden, und dort ist auch eine Bibliographie seiner Schauspielkritiken nachzuschlagen. Der Band enthält im Vorwort auch die spannende Geschichte, wie aus einem Flohmarktfund eine Werkausgabe eines der wichtigsten Tanzkritiker der Weimarer Republik wurde
Frank-Manuel Peter (Hg.): Die Tanzkritiken von Artur Michel in der Vossischen Zeitung von 1922 bis 1934 nebst einer Bibliographie seiner Theaterkritiken. Mit einer biographischen Skizze über Artur Michel von Marion Kant. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York , Oxford, Wien 2015 633 S., 4 s/w Abb., Hardcover 99,95 Euro (nur im Buchhandel / beim Verlag)