von Thomas Thorausch
Die Liebe zum klassischen Tanz prägte Leben und Werk des Fotografen Dietmar Dünhöft. Eine Liebe, die bestimmt wurde durch eine künstlerische Haltung, die der Kritiker und Publizist Max Niehaus im Jahr 1966 einleitend zur Ausstellung „Deutsches Ballett im Bild“ wie folgt umschrieb: "Die Entwicklung der deutschen Ballettfotografie verdanken wir nicht nur der Vervollkommnung der technischen Mittel und raffinierter Verwendung künstlicher Lichtquellen, sondern vor allem der persönlichen Einfühlung der Fotografen in die Atmosphäre des Ballettes und ihrer Kenntnis seiner Grundregeln, seines Stils, seines Rhythmus.“
Der Wunsch, mit dem Medium der Fotografie „vom Abbild zum Sinnbild des Tanzes“ (Max Niehaus) vorzudringen, war dem am 13. März 1929 in Gnadenfrei / Schlesien geborenen Dietmar Dünhöft keineswegs in die Wiege gelegt. Erst während seiner Ausbildung zum Schauspieler und Bühnentänzer in Zwickau begann er sich für die Fotografie zu interessieren. Der Umzug nach Köln im Jahr 1954 ließ mehr daraus werden.
Hier traf er auf die freischaffende Fotografin Elsbeth Gropp, die sich allerdings erst nach mehrmaligen Bitten bereit erklärte, dem „Künstler“ Dietmar Dünhöft einen Lehrvertrag zu geben. Gemeinsam mit Irmgard Wester, der Assistentin von Elsbeth Gropp, durfte Dünhöft abends und an Wochenenden das Atelier der Fotografin in der Zeppelinstr. 2 nutzen. Hier realisierte er auch seinen ersten Auftrag: Bewerbungsfotos von Tänzerinnen der Kölner Bühnen.
Nach Abschluss der Lehre machte Dünhöft sich selbständig und eröffnete 1961 ein eigenes Fotostudio in Köln in der Breite Str. 161-167, das er bis zu seinem Tode betrieb. Der Aufstieg Kölns zur Tanzstadt Anfang der 1960er Jahre inspirierte ihn, sich verstärkt dem Ballett und der Ballettfotografie zu widmen. Dünhöfts winziges Fotostudio wurde in den 1960er und 1970er Jahren zum gefragten Treffpunkt von Tänzern und Choreographen aus ganz Deutschland.
Abseits des Bühnengeschehens portraitierte er hier das bundesdeutsche Ballett dieser Zeit und seine Protagonisten. Geführt wurde der winzige, konventionell ausgestattete Laden, an den sich das Studio anschloss, von der Mutter von Dietmar Dünhöft – ein kleines Schaufenster mit stilvollen, oft wechselnden Auslagen von "Starbildern" zog die Blicke der Passanten auf sich.
Die Konzentration auf das nationale Ballettgeschehen hinderte Dietmar Dünhöft nicht daran, gleichzeitig auch zum gelegentlichen Chronisten der aktuellen niederländischen Tanzentwicklung und zum Portraitisten internationaler Stars wie Rudolf Nurejew und Margot Fonteyn zu werden.
Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand der Wunsch, in der Fotografie die höchste ästhetische Ausformung des tänzerischen Ausdrucks festzuhalten. Selten nutzte Dietmar Dünhöft zu diesem Zweck Proben oder Vorstellungen. Als genauer Beobachter und Kenner des Balletts verließ er sich lieber auf die Ruhe des Kölner Ateliers oder eines improvisierten Studios im Foyer oder Ballettsaal eines Theaters.
Einem größeren Publikum wurde Dietmar Dünhöft durch seine Ballettkalender bekannt, mit denen er, unterstützt durch Texte des Ballettkritikers Horst Koegler, dem zeitgenössischen Ballett wie auch seiner persönlichen Sicht auf diese Kunstform ein ideales Publikationsmedium schuf.
Seinen Lebensunterhalt bestritt er – den Erinnerungen des Kölner Fotografen Gert Weigelt zufolge – durch die Anfertigung von Portraitaufnahmen für alle Zwecke. Und seine bürgerlichen Kunden goutierten es durchaus, sich in der Gesellschaft von Theaterkünstlern zu befinden.
Dietmar Dünhöft starb, erst siebenundvierzig Jahre alt, am 22. Dezember 1976 in Köln. Mit seinem Tod endete auch die Tradition einer Tanzfotografie, die abseits der Bühnenrealität in der Pose Anmut und Individualität des tänzerischen Ausdrucks festhalten wollte.
Umfang: 1 Archivkasten, 11.670 Negative, 379 Kontaktbögen [Anm.: Außerdem befindet sich ein großer Bestand an nicht zum Nachlass gehörenden Positiven im zentralen Fotoarchiv bei den abgebildeten Personen abgelegt und ggf. in deren Nachlässen; seine Ballettkalender sind in der Kalendersammlung archiviert.]
I. Personalia
1.1. Passfotos
II. Beruf und Werk
2.1. Fotoarchiv Dietmar Dünhöft
2.2. Visitenkarten und Werbematerialien Foto Studio Dünhöft
2.3. Materialien und Dokumente der Ausstellung „Ballett-Impressionen“ (1967)
2.4. Zeitungsausschnitte (1967, 1977)
IV. Varia
4.1.Korrespondenz posthum
4.2. Fotos
Zum Nachlass hinzugefügt wurden von Irmgard Wester an das Archiv abgegebene Neuabzüge von Portraitfotos von Dietmar Dünhöft (Foto: Elsbeth Gropp) sowie Fotos, die Irmgard Wester von Elsbeth Gropp und Dietmar Dünhöft bei einem Portraittermin beim damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss in Bonn aufgenommen hat.
1967
„Ballett-Impressionen“ im Kölner Kabarett "Die Machtwächter" durch das Studio Dünhöft anlässlich der 11. Sommerakademie des Tanzes.
1996
„Dietmar Dünhöft: Ballett Studien“ in Raum 2 der SK Stiftung Kultur durch das Deutsche Tanzarchiv Köln
1997
„Dietmar Dünhöft: Ballett-Studien“ im Rahmen der Internationalen Tanzmesse in Essen durch das Deutsche Tanzarchiv Köln
2000
„Dietmar Dünhöft: Eine Liebeserklärung an das Ballett“ im Rahmen der Reihe „Die kleine Ausstellung“ im Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln
Foto ©: Dietmar Dünhöft / Deutsches Tanzarchiv Köln
um 1960
Württembergisches Staatstheater Stuttgart, Spielzeit 1967/68
Württembergisches Staatstheater Stuttgart, Spielzeit 1969/70