Dietmar Fritzsche gehörte zu den leisen Wegbegleitern des Tanzes, jenen, die den Kritikerberuf als freundschaftlichen Diskurs mit den Machern verstehen und sich nicht auf deren Kosten mit brachialer Attitüde selbst inszenieren. Das machte ihn beliebt bei Tänzern und Choreografen, trug ihm in Fachkreisen jedoch bisweilen den Ruf zu großer Sanftmut ein.
Dietmar Fritzsche, am 7. November 1936 in Dresden geboren, studierte Schulmusikerziehung in Weimar und Musikwissenschaft in Halle. Nach zwei Jahren als Musiklehrer wurde er Musikdramaturg an den Theatern Freiberg und Cottbus, bis ihn 1970 der Henschel Verlag nach Berlin lockte. Hier fand er seine Berufung für gut zwei Dezennien, anfangs als Dramaturg und Lektor in der Musiktheaterabteilung.
Seinen Namen aber erwarb er sich vor allem als Redakteur bei der Zeitschrift „Theater der Zeit“. Obwohl dort das Musiktheater zu seinen Obliegenheiten gehörte, wurde der Tanz sein Haupteinsatzgebiet.
Zwischen 1975 und 1991 sorgte er dafür, dass sich in der Zeitschrift widerspiegelte, was in den Ballettensembles der DDR vor sich ging, welche Gastspiele den Weg in die kleinere deutsche Republik gefunden hatten. Zugleich berichtete er über die Eindrücke, die er auf Studienreisen von Budapest bis San Francisco gesammelt hatte. Dietmar Fritzsche war ein ebenso liebenswürdiger wie geduldiger Mentor nahezu aller jüngeren Tanzkritiker bei „Theater der Zeit“ und half Lebenswege zu befördern.
Er nahm aktiv an Modern-Dance-Kursen teil und unterrichtete Tanz-respektive Musikgeschichte an der Ballettschule der Oper Leipzig und der Palucca Schule in Dresden. Während der letzten Jahre war er nur noch stiller Teilhaber des Tanzgeschehens. An den Folgen einer Leukämie-Erkrankung ist Dietmar Fritzsche am 28. September, kurz vor seinem 76. Geburtstag, in Berlin verstorben.
Volkmar Draeger
(erstveröffentlicht in "Tanz", H. 11/2012, S. 33; wiederveröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis)