von Irene Sieben
Tana Herzberg war im Ballett der Städtischen, später Deutschen Oper Berlin von 1952 – 65 eine der markantesten Typen.
Den schroffen, expressiven „Berliner Stil“ Tatjana Gsovskys verkörperte sie grandios: Klein, energiegeladen bis hoch explosiv hatte sie eine Präsenz, die bis in den 3. Rang feuerte.
Das extrem schmale Gesicht mit dem langen Kinn verstärkte ihre aufrechte Achse. Die Kopfputze ihrer oft bösen Gestalten, etwa der Klytämnestra in Hartigs „Schwarze Sonne“, betonten noch diesen Auftrieb.
Trotzdem verlor sie die Erdung nie, auch nicht als laszive Kurtisane Bianca in Blachers „Mohr von Venedig“ oder Gräfin Geschwitz in Klebes Lulu-Ballett „Menagerie“. Konflikt-Ballette lagen ihr näher als Lyrisches, Fragen nach dem Gefühlsursprung trafen ihren Nerv.
An ihrer blitzsauberen Technik hatte die Berlinerin erst bei Gustav Blank, später in Tatjanas „Fasanerie“ [1] gefeilt. Der Durchbruch gelang nach dem Paris-Stipendium bei Nora Kiss.
Herzenspartner war Manfred Taubert. Als der 1964 als erfindungsreicher Choreograf das Ballett Braunschweig übernahm, folgte sie als Primaballerina (bis 1966). Das schmerzvolle Ende dieser Liebe markierte auch ihren Karriere-Schluss.
Atemarbeit bei Ilse Middendorf und rhythmische Massage waren für Tana Herzberg Selbstheilung vieler Blessuren, aber auch beruflicher Neuanfang.
Ihre innere Kraft und Haltung bewahrte sie sich trotz Fragilität bis zuletzt, als sie beschloss, ins Sterben zu fasten. Mit 83 Jahren ging am 5. Mai 2015 ihr Leben zu Ende.[2]
(erstveröffentlicht in Tanz, Juni 2015, S. 32)
mit Wolfgang Leistner, Dieter Kaiser und Manfred Taubert (Musik: Stan Kenton, Choreographie: Manfred Taubert), Berliner Festwochen 1958
Foto © : Siegfried Enkelmann / VG BildKunst Bonn
(Musik: Heinz Friedrich Hartig)
(Musik: Boris Blacher, Choreographie: Tatjana Gsovsky) ca. 1952.
als Klytämnestra und Gert Reinholm als Orest in „Schwarze Sonne“ (Musik: Heinz Friedrich Hartig)
(Musik: Boris Blacher, Choreographie: Tatjana Gsovsky, Städtische Oper Berlin)
(Musik: Boris Blacher, Choreographie: Tatjana Gsovsky, Städtische Oper Berlin).
[1] Fasanerie: Tatjana Gsovsky’s Schule für Bühnentanz in der Fasanenstraße 68 wurde in der Fachwelt scherzhaft „Fasanerie“ genannt. [DTK]
[2] Als Tana Moebus liegt sie an der sonnigen Mauer direkt hinter der Karower Kirche (Alt-Karow 13, 13125 Berlin) im Bezirk Pankow in einem gemeinsamen Urnengrab mit anderen im Jahr 2015 Bestatteten beerdigt. Irene Sieben