"Ich war glücklich. Ich hatte den Rat meiner Rhythmik-Lehrerin 'Margi' befolgt und das Geigenstudium aufgegeben, um mich ganz dem Tanz zu widmen. Auch die Maler Lenbach, Kaulbach und Franz von Stuck hatten mich in diesem Entschluss bestärkt. Sie hatten bei mir ein ausgesprochenes Talent für den Tanz bemerkt. Ihre Töchter besuchten dieselben Kurse wie ich, und die Väter wohnten häufig dem Unterricht bei." (Clotilde von Derp/Sacharoff, Memoiren).

"'Deli' war gewiss nicht schön. Er war klein von Wuchs. Seine Glatze glänzte über einer Faunsnase und dicken Lippen. Er glich Sokrates, aber durch seinen Zwicker blitzten helle, geistsprühende und humorvolle Augen. (....) Er dürfte kaum jemals jung ausgesehen haben; oder stand er für mich einfach außerhalb der Zeit? Margi und Deli laden mich ein. Die Wohnung unter dem Dach ist bescheiden, aber die Bibliothek birgt Schätze. Hier kann man wahrscheinlich alles finden, was zur Weltliteratur gehört. Mama missfällt mein Umgang mit diesen Leuten. Das Milieu scheint ihr zu bohemehaft. (...) Das sei kein Umgang für eine Tochter aus guter Familie. (...) Da ich diesen Bewunderer, der mich immer wieder in Schutz nahm, nicht verlieren wollte, besuchte ich

Rudolf von Delius
© Deutsches Tanzarchiv Köln

ihn heimlich mindestens einmal wöchentlich. (...) Während seine Frau uns Tee und Brötchen holt oder für ihn und das dreijährige Mädchen das Essen zubereitet, spricht Deli über Kunst. Er liest mir vor. Unsere endlosen Gespräche haben ungeheuer viel zu meiner künstlerischen Ausbildung beigetragen."