von Frank-Manuel Peter

Sie wurde in Köln geboren und besuchte hier Lyzeum und Studienanstalt der Ursulinen. Bereits in der Kindheit malte und zeichnete Anneliese Planken gern, und als Tochter eines Lehrers hatte sie leichten Zugang zur Literatur. Bald verband sich die Vorliebe des "Schmökerns" mit dem zeichnerischen Schaffensdrang zu ersten Literatur-Illustrationen. Kulturbegeistert studierte Anneliese Planken ab Mai 1933 an der Universität Köln vier Semester Kunst- und Literaturgeschichte (u.a. bei Prof. Dr. Ernst Bertram), gleichzeitig Aktzeichnen belegend.

Anneliese Planken: Pierrot, ca 1940 [?] Anneliese Planken: Pierrot, ca. 1940 [?]
© Deutsches Tanzarchiv Köln
Anneliese Planken: Pierrot, ca 1940 [?]

Von 1935-1939 studierte sie an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf (u.a. bei Prof. Paul Bindel). In dieser Zeit entstanden zahlreiche Illustrationen: zu Baudelaire, Daudet, Heine, Lagerlöf, Molière, Thackeray, Twain, Verlaine und zu Märchen, vor allem aber zu Charles Dickens (Weihnachtserzählungen, Große Erwartungen, David Copperfield), Dostojewski (Onkelchens Traum, Die Sanfte, Der kleine Held), E. Th. A. Hoffmann (Abenteuer einer Sylvesternacht, Klein Zaches, Nussknacker und Mausekönig, Der goldene Topf) und E. A. Poe (Der Mann der Menge, Die Maske des roten Todes, Der Untergang des Hauses Usher). 

Insbesondere in den 1930er Jahren skizzierte Anneliese Planken bei jeder Gelegenheit ihre Mitmenschen: in der Akademie, in der Bahn, im Caféhaus - selbst altes Briefpapier bot weiße Freiräume für lebendige Skizzen. Seit 1936 erschienen v.a. Mode- und Karnevalsillustrationen von ihr im Druck, namentlich beim Kölner Stadtanzeiger. (Originale im Besitz des Historischen Archivs der Stadt Köln). 1940 wurde sie Referendarin im Schuldienst, bestand 1941 das Abschlußexamen (Lehramt an Höheren Schulen) und wurde 1942 zur Studienassessorin ernannt (später, bei den Ursulinen, zur Studienrätin).

Anneliese Planken: Madame findet sich heute nicht schön, 1932 Anneliese Planken: Madame findet sich heute nicht schön, 1932.
© Deutsches Tanzarchiv Köln
Anneliese Planken: Madame findet sich heute nicht schön, 1932

Zunächst war sie noch u.a. in Ausstellungen des Kölnischen Kunstvereins vertreten, doch ging durch die finanzielle Absicherung des Lehrerberufs ihr diesbezügliches Interesse (auch am Publizieren oder Verkaufen ihrer Werke) innerhalb der nächsten zehn Jahre deutlich zurück. Sehr zurückgezogen lebend, widmete sie sich in ihrer freien Zeit jedoch weiterhin ausgiebig der Malerei und Zeichnung (im Alter auch der Collage). Zur Zeit der Angriffe auf Köln hat sie im Luftschutzkeller die Frauen und Kinder gezeichnet, mit Angabe der nächtlichen Uhrzeiten, oder die Ausgebombten, die mit dem letzten Hab und Gut unter einer Brücke leben. In der Nachkriegszeit hielt sie die Geschäfte des Schwarzmarktes fest. Manchmal griff sie "klassische" Themen auf und verlegte sie in die Gegenwart, beispielsweise eine Anbetung der hl. drei Könige in die Nachkriegsruinen, und auf diesem Bild werden die - Geschenke überbringenden - Könige von Vertretern der Besatzungsmächte verkörpert. (Im Besitz des Kölnischen Stadtmuseums).

Anneliese Plankens Hauptinteresse galt der Darstellung der Frau, in allen Lebensaltern und -situationen. Seit den 1930er Jahren hat zunehmend der melancholische, meist unglücklich verliebte Pierrot neben Ballerinen und Zirkusreiterinnen einen festen Platz unter ihren Sujets.

Ihre eindeutig illustrative Begabung streift gelegentlich das Grotesk-Phantastische in der Tradition von Goya oder Kubin. Anneliese Planken beherrschte, offensichtlich durch ihre umfassende Kunstkenntnis geschult, eine bemerkenswerte Stilvielfalt und nahm auch neuere Entwicklungen gern auf. Gelegentlich signierte sie mit einem Pseudonym, z.B. als Antonio Carta.

 Anneliese Planken: Illustration zu E. A. Poe. Der Untergang des Hauses Usher, 1936 Anneliese Planken: Illustration zu E. A. Poe. Der Untergang des Hauses Usher, 1936.
© Deutsches Tanzarchiv Köln
 Anneliese Planken: Illustration zu E. A. Poe. Der Untergang des Hauses Usher, 1936

Ausstellungsbroschüre:
Pas de trois. Annelise Löffler, Anneliese Planken, Wilhelm Gorré.
Deutsches Tanzarchiv Köln/SK Stiftung Kultur und Stadt Köln, Kulturamt, Köln 2001