Jeder Mensch hat einen Körper – das verbindet uns. Und doch ist der Körper eines Tänzers etwas Besonderes, unterscheidet er sich. Was bestimmt das körperliche Sein des Tänzers? Wie nehmen wir ihn eigentlich wahr? Welche Vielfalt ist in dieser Wahrnehmung enthalten?

Unser Blick auf diesen Körper ist geprägt von dem kulturell erworbenen Verständnis von Tanz als Körperkunst. Und natürlich auch von den medialen Spiegelungen dieser Kunst: in der Fotografie, der Literatur, der Bildenden Kunst, im Film. Abseits der Bühne lernen wir in Bild und Wort den Tänzer als Künstler und seinen Körper als Fundament seiner Kunst, als immer perfekt trainiertes Instrument kennen und lieben. Unser Bild vom Tänzer und seinem Körper wird von einem Ideal bestimmt.

Die Verbindung von Tanz und Körper ist trotz der vielfältigen Facetten ihrer Beziehung in Geschichte und Gegenwart im Alltag so selbstverständlich und unspektakulär, dass sie uns beim Besuch eines Tanzabends kaum mehr als nachdenkenswert erscheint. Aus diesem Grund stellt das Deutsche Tanzarchiv Köln sie nun in den Mittelpunkt einer Ausstellung.

Die Ausstellungsinstallation über Aspekte der Körperlichkeit im Tanz will den Besucher auf eine anregende Spurensuche durch das Dickicht der TänzerKörperBilder schicken. Bilder, Texte, Töne gibt sie dabei dem Betrachter an die Hand und animiert ihn, dabei das Gesehene, Erfahrene, Erinnerte immer wieder zu vergleichen und in einen neuen Kontext zu stellen.

Eine inszenierte Wunderkammer, gegliedert in fünf Abteilungen, öffnet sich dem Besucher und konfrontiert ihn mit Gegensätzlichem, Vertrautem und Unvertrautem, Bekanntem und Unbekanntem: Graphiken mit Tänzerdarstellungen aus dem 17. , 18. und 19. Jahrhundert finden sich neben zeitgenössischen Tänzerportraits und Körperimpressionen, ein Tanzkostüm von Isadora Duncan trifft auf eine Reflektion einer Bildenden Künstlerin über den abwesenden Körper. Populäre Gymnastikbücher der 1920er Jahre stehen neben Schriften des 16. Jahrhundert, die den Tanz und jede Körperlichkeit verdammen. Eine filmdokumentarische Installation mit Aussagen von Tänzern über ihr Verhältnis zu ihrem Körper trifft auf Techniken der Ganzkörperfesselung aus Japan. Ein Auszug eines Textes von Heinrich von Kleist ist in der Ausstellung ebenso wie ein Zitat von Heiner Müller zu lesen, Skulpturen von Tänzerinnen aus den 1930er Jahren sind ebenso wie Musikvideos der 1980er Jahre zu sehen.


Handstudie, abgenommen vom toten Körper der Tänzerin Vera Skoronel


Die Ausstellung im Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln

„Im Angesicht der Moderne“
Die Magie des Tanzes 1900 – 1932

Die Ausstellung „Im Angesicht der Moderne“ lässt den Aufbruch einer jungen Generation von Tänzern und Choreographen weg vom tradierten Tanz hin zu neuen, avantgardistischen Tanzformen in den Jahren 1900-1932 Revue passieren. Wie nie zuvor zeigt sich der Tanz jener Jahre auf einmalige Art und Weise mit der bildkünstlerischen, literarischen und musikalischen Moderne verbunden. Die Choreographin Mary Wigman schreibt: „Die Form, in der sich der moderne Tanz äußert, ist keine willkürliche, von irgendeinem Menschen einmalig, zu irgendeinem Zweck erfunden, sondern aus der Zeit, in der wir leben, herausgewachsen.“
Die Ausstellung der beiden Kuratoren Thomas Thorausch und Klaus-Jürgen Sembach, die sich aus den reichhaltigen Beständen des Deutschen Tanzarchivs Köln speist, thematisiert in montageartiger Zusammenstellung von Dokumenten und Texten, Film- und Klangbeispielen das innovative Wirken der Tanzkünstler dieser Zeit und verdeutlicht damit auch den Zusammenhang von Utopie und Moderne sowie die Faszination, die von dieser Epoche des Tanzes auch auf Tanzkünstler von heute ausgeht.

Die Ausstellung wird begleitet von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Gesprächen, Filmvorführungen und Lesungen sowie Führungen.


Victor Magito: Tanzmaske von Mary Wigman