Von Frank-Manuel Peter
Kein kleines Mädchen, das in den 1920er Jahren in Hamburg aufwuchs, wollte wegen der zu dieser Zeit dort populären sog. Klein-Erna-Witze gerne selbst Erna heißen und dem ständigen Spott der anderen Kinder ausgesetzt sein. So hieß Erna Bülow nur amtlich Erna und war ansonsten Allen seit ihrer Kindheit unter dem Namen Eva bekannt.
Eva Bülow erhielt aufgrund ihrer Begabung kostenlosen Musikunterricht und bald auch Ballettunterricht. Ein Foto aus jungen Jahren ist rückseitig ihrer "Meisterin" gewidmet.
1944 heiratete Eva Bülow den neun Jahre älteren Tänzer Kurt Peters. Er bekam dafür 14 Tage Fronturlaub, was ihm nach ihrer Auffassung möglicherweise das Leben rettete. Nach dem Krieg bauten sich beide eine Existenz im Bereich des Bühnentanzes auf. Bereits im Juli 1945 meldete Eva Peters ihren „selbständigen Gewerbebetrieb“ in der Fettstraße 12 (I. Stock) in Eimsbüttel als Tanzlehrerin (Ballett, modern und Step) beim Kommandeur der Polizei
Hamburg an. Der rote Stempel des Polizeipräsidenten auf der Bescheinigung ist zu dieser Zeit noch nicht erneuert, sondern unter dem Reichsadler beschnitten. 1949 legte sie dann noch erfolgreich vor den Prüfern Olga Brandt-Knack, Gertrud Zimmermann, Erika Klütz und den heute weniger bekannten Käte Heinze-Hartung und Walter Eckardt-Martens die Tanzpädagogen-Prüfung für Theatertanz (Klassik und Folklore) ab.
Zunächst war sie Mitglied des Corps de ballet am Flora Theater in Altona, mit dem sie unter Arthur Bankmann eine Paris-Tournee mitmachte und wo sie den Kollegen Helmut Ketels kennen lernte. Im Bühnenjahrbuch 1950 ist Eva Peters-Bülow im Personenregister als Solotänzerin ohne Nennung einer Spielstätte ausgewiesen, im folgenden Jahr als Tänzerin und zugleich mit ihrem Mann unter Anneliese Sauer am Theater am Besenbinderhof. Ab 1951 tanzte sie unter dem Künstlernamen Violet Shore in der „Abraxas“-Tourneekompanie von Helge Peters-Pawlinin. 1951 datiert auch ein vorhandener Filmvertrag als Tänzerin für „Die Czardasfürstin“. Für die Spielzeiten 1951/52 und 1952/53 war Eva Bülow unter Helga Swedlund
an der Hamburgischen Staatsoper engagagiert; Primaballerina dieser Periode war dort Natascha Trofimowa. Von 1953–1959 war sie zugleich auch Mitarbeiterin ihres Mannes Kurt Peters in der Redaktion seiner Zeitschrift „Das Tanzarchiv“. Keine Frage, dass sie auch am Aufbau des eigentlichen Archivs großen Anteil hatte. Außerdem betätigte sie sich 1954/55 als Deutschland-Korrespondentin der englischen Tanzzeitschriften „Ballet today“ und „Dancing Times“. Auf dem Foto rechts assistiert sie Kurt Peters beim Unterrichten der Kinetographie Laban.
1957 ging Eva Bülow als Ballettmeisterin nach München ans Theater am Gärtnerplatz. In München lernte sie Dr. Oskar Lindner kennen, den sie nach der Scheidung von Kurt Peters 1960 heiratete. In diesem Jahr beendete sie ihre Bühnenlaufbahn, blieb der Welt des Balletts jedoch stets verbunden, war jahrzehntelang auf allen wichtigen Münchner Ballett-Premieren zu sehen und diskutierte bis wenige Jahre vor ihrem Tod mit den Fachkundigen unter ihren Gesprächspartnern leidenschaftlich gern über die neuesten Choreographien und aktuellsten Choreographen oder Tänzer, die im Fernsehen zu sehen waren oder in den Zeitungen gewürdigt wurden.