deren leichte, schwebende, ganz aus der Seele der Musik empfundene Verwirklichung der Rolle der Giselle als vollendet bezeichnet werden muss
Dóra Csinády war Schülerin von Ferenc Nádasi in der Ballettschule des Budapester Opernhauses und studierte am Moskauer Ballett-Institut bei A. Klaudia, Assaf Michailowitsch Messerer und Rostislaw Sacharow. 1946 wurde sie Mitglied des Budapester Opernhauses. Ihre erste wichtige Rolle erhielt sie 1947 in Cieplinskis Divertimento. Ihre bedeutendsten Rollen in Budapest waren die Herrin im Schloss von Bálványos (Choreographie Gyula Harangozó, Musik Béla Bartók, Tanzsuite, 1947), Rozika in Die pfiffigen Studenten (Choreographie Gyula Harangozó, 1949), Herzogin Maria in Nussknacker (Choreographie Vasily Vajnonen, 1950), Odette-Odile in Der Schwanensee (Choreographie Asaf Messerer, 1951),
Maria in Die Fontäne von Bachtschissarai (Choreographie Rostislav Zakharov, 1952), Oliviera in Das Lied von Bihar (Choreographie Ernö Vashegyi, 1954) und Julia in Romeo und Julia (Choreographie Gyula Harangozó, Musik Tschaikowsky). Gastspiele führten sie nach Moskau, Nischni Nowgorod, Leningrad, Prag und Bukarest, wo sie Preisträgerin beim Weltjugendfestival war. Sie galt als „einfühlsame und technisch hervorragende Interpretin der Hauptrollen des klassischen Repertoires.“ (Ágnes Gelencsér, Eintrag Csinády Dóra, in: Horst Koegler, Balettlexikon, Budapest 1977, S. 188).
Nach ihrer Flucht Ende 1956 aus Ungarn arbeitete sie eine kurze Zeit in Österreich und war ab der Spielzeit 1957/1958 in Braunschweig und Bern, dann in der Saison 1960/61 in Bremen als Erste Solotänzerin engagiert. Zwischen 1961 und 1971 war sie Primaballerina an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover unter der Ballettleitung von Yvonne Georgi, in den letzten Jahren auch als stellvertretende Ballettmeisterin. Hier kreierte und tanzte sie Hauptrollen in den Balletten von Yvonne Georgi, darunter Hamlet (1962), Demeter (1964), Der Kuss der Fee (1965) und Symphonie fantastique (1967) sowie in Einstudierungen von Richard Adama die Titelrolle von Giselle (1961) und die Odette-Odile in Schwanensee (1965).
Die Kritik feierte Dora Csinády beispielsweise in der Rolle der Giselle als „vollendet“ (HAZ 14. November 1961), ihre Ophelia im „Hamlet“ als „zart, ätherisch, auch in der Wahnsinnsszene noch die schwebende Grazie einer überragenden klassischen Tänzerin“ zeigend (HAZ 30. April 1962), als „Demeter“ von Boris Blacher waren ihr „die tiefsten und nachhaltigsten Eindrücke des Abends zu danken“ (HAZ 6. Juni 1964) und „Dora Csinady schien uns bis in die subtilsten Arabesken ihrer Verkörperung bis in das erfüllte Spielen der Hände hinein, die Inkarnation einer klassischen Primaballerina zu sein.“ („Symphonie fantastique“; HAZ 17. Oktober 1967), sie war auch im „Schwanensee“: „der Stern des Abends“. (HAZ 17. Mai 1965).
Seit 1971 arbeitete sie als Ballettpädagogin mit eigenen Schulen im Zentrum von Hannover und in Langenhagen. Außerdem studierte sie in dieser Zeit Sanskrit an der Universität Göttingen und betrieb intensiv Hatha-Yoga.
Mit diesem Köfferchen floh Dora Csinády 1956 aus Ungarn.
© Deutsches Tanzarchiv Köln
Schachtel mit Post zum Abschied von der Bühnenlaufbahn, oben von Yvonne Georgi.