Recherchiert und verfasst von Miriam Rieck und Lena Kunz im Rahmen einer Übung im M.A.-Studiengang Tanzwissenschaft (Modul: Historiographie) an der Hochschule für Musik und Tanz Köln im SS 2016.
Liselot(te) Huck war Tänzerin, Tanzpädagogin und eine Schülerin von Mary Wigman.
Sie wurde 1907 in Singen am Hohentwiel (Bodensee) als zweites Kind in einer Arztfamilie geboren. Über ihre Kindheit und Jugend ist aus den Archivalien in ihrem tanzkünstlerischen Nachlass leider sehr wenig zu erfahren.
Mit 17 Jahren begann Huck mit rhythmischer Gymnastik in der „Bewegungs-Kunstschule Konstanz“ von Lene und Josef Berdolt. Lene Berdolt war eine Schülerin von Rudolf von Laban sowie Rudolf Bode gewesen. Im Sommer 1925 wirkte ihre neue Schülerin bereits bei den Tanzdarbietungen von Lene Bertolt in Ascona mit.
Im Herbst 1925 ging Liselotte Huck nach Dresden und begann dort ihre Tanzpädagogik-Ausbildung an der Mary Wigman-Schule, an der sie 1928 ihr Diplom erwarb. In ihrer Ausbildungszeit wirkte sie als Solo- und Gruppentänzerin bei zahlreichen Aufführungs- und Tanzabenden der Wigman-Schule Dresden mit.
So beispielsweise am 11. März 1928 als Gruppentänzerin in Chemnitz, am 4. Mai 1928 in Bischofswerda, wo sie das Solo Trommeltanz zeigte, oder am 24. Februar 1929 erneut in Chemnitz, wo Huck sowohl in einer Gruppenstudie mit Elisabeth Wigman und Mascha Lidolt auftrat, als auch das Solo Slowakischer Tanz aufführte.
Im Herbst 1927, also noch vor Abschluss ihrer Ausbildung, begann sie eine Lehr- und Unterrichtstätigkeit an der Wigman-Schule Dresden, die sie bis 1930 fortsetzte. In den Jahren 1929 bis 1930 wirkte Liselotte Huck darüber hinaus als beratendes Mitglied in der Prüfungskommission der Wigman-Schule Dresden mit. Im gleichen Zeitraum übte sie eine Lehrtätigkeit im Bereich Bewegungsgymnastik für Laien an der Volkshochschule Dresden aus.
1930 war Liselotte Huck Mitglied der Wigman-Tanzgruppe und tanzte unter anderem in Wigmans Choreografie zu Albert Talhoffs Totenmal, welches im Rahmen des 3. Deutschen Tänzerkongresses in München im Juni 1930 eine öffentliche "Werkprobe" erlebte und im Juli uraufgeführt wurde. Diese Aufführung gehörte zu den bekanntesten Werken, in denen Lieselotte Huck mittanzte.
1931 ging Huck nach Köln, um an der Chinita-Ullmann-Schule zu unterrichten. Diese Tanz- und Gymnastikschule in Köln wurde in den frühen 1930er Jahren von Chinita Ullmann (geb. Frieda Ullmann) gegründet, die ebenfalls Schülerin an der Wigman-Schule in Dresden war und ihr Diplom 1928 erworben hatte. Als Assistentinnen lud sie sich stets ehemalige Mitschülerinnen der Wigman-Schule Dresden ein, so auch Liselotte Huck, die für einen kurzen Zeitraum in Köln unterrichtete.
1932 kehrte Liselotte Huck aus vermutlich familiären Gründen in ihre Heimat zurück. Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele Berlin und der internationalen Tanzwettspiele am 18. Juli 1936 war Liselotte Huck erneut Mitglied der Wigman-Tanzgruppe und tanzte in den gezeigten Gruppenchoreografien mit.
Von 1932 bis 1968 war sie freiberuflich als Gymnastiklehrerin vorwiegend im Laienbereich tätig. In den Jahren am Bodensee stand sie stets in brieflicher Korrespondenz mit Mary Wigman, mit der sie über die Jahre ein vertrautes Verhältnis aufgebaut hatte.
Liselotte Huck starb 1996 in Meersburg.
Foto © Charlotte Rudolph / VG Bildkunst Bonn
Foto © Johannes Padelt / Deutsches Tanzarchiv Köln
© Deutsches Tanzarchiv Köln
in der Wigman-Schule Dresden, 1930.
und der Tanzschule von Mary Wigman (wie Liselot Huck) mit dem Schauspieler Erich Ponto in Bischofswerda am 4. Mai 1928.
Choreographie der „tänzerischen Vorgänge“ und 1. Solistin: Mary Wigman; 3. Solist als Darsteller des Dämons: Alexander Kamaroff. Die Rückseite listet u.a. die Mitwirkenden der Tanzenden Chöre (Frauenchor, Chor der Geister) auf: Tanzchor Mary Wigman. Aus der Wigman-Schule Dresden: die Damen Fee Ahlff, Hilda Brinkmann, Eva Boelke, Mino Buscha, Gretl Curth, Hertha Dreessen, Annemarie Franke, Linnie Ferrik, Thilde Gorbach, Lore Geissler, Hanya Holm, Maria Heil, Lotte Hempel, Liselot Huck, Dora Just, Emmi Lacher, Ilse Laredo, Erika Lindner, Gisa Ley, Meta Menz, Ine Menzel, Erika Triebsch, Hertha Westmann, Vera Zahradnik, Lotte Zutraun; – die Herren Ludwig Baerwald, Egon Ehrath, Alfed Gabel, Hans Huber, Kurt Metze, Dr. Wolfgang Nufer, Max Otto, Erdmann Sorge. Aus der Günther-Schule München: Maja Lex, Trude Berkenhoff, Trude Dittmar, Heidi Heyne, Judith Gobrecht, Nana Kohrs, Anneliese Scheiner, Isebil Wollenhaupt. Aus der Wigman-Schule München: Reingart Ahrem, Claudia Hannstein.