von Kajo Nelles
James Saunders wurde am 14. Juli 1946 in Wilmington (Delaware, USA) geboren. Er studierte zunächst Malerei und Bildhauerei am Philadelphia College of Art. Nach der Graduierung und intensiven sportlichen Aktivitäten wandte er sich schließlich im Alter von 22 Jahren ernsthaften Ballett- Studien an der Schule der Pennsylvania Ballet Company zu. Zu seinen Lehrern zählten international bekannte Pädagogen wie Benjamin Harkavy, Edward Caton, Hector Zaraspe in seinen frühen Jahren in den USA, in Europa Irene Bartos aus Ungarn, Rosella Hightower in Cannes und, was die Graham-Technik anbelangt, Anna Price (Ballet Rambert / Tanz-Forum Köln).
Als Tänzer arbeitete und gestaltete er mit den namhaftesten zeitgenössischen Choreographen zusammen und verkörperte Hauptrollen in einem internationalen Repertoire von Balanchine über van Manen und Spoerli bis hin zu Tetley, Bruce und Beatty.
Während seiner professionellen Karriere als Tänzer war er Mitglied im Pennsylvania Ballet, in Bejarts Ballett des XX. Jahrhunderts, im Tanz-Forum Köln und schließlich als erster Solist im Frankfurter Ballett. Seit 1976 arbeitete er zudem als Choreograph und setzte sich für die Förderung junger Talente ein. 1977 und 1979 nahm er an den ersten 'Gulbenkian Choreographie Summer Schools' in Guildford (UK) teil, die damals von Norman Morrice / Carlos Miranda und dann von Merce Cunningham / John Cage geleitet wurden.
Nach einer weiterführenden pädagogischen Ausbildung und intensiven Erfahrungen in der Erziehung klassisch-akademisch geschulter Tänzer mit Gabriela Darvash (Rumänien) in New York, beschloß James Saunders, seine Solistenkarriere zu beenden. In den folgenden Jahren widmete er sich dem Unterricht, insbesondere der Entwicklung eines Kreativitätstrainings für Amateure. Anfang der achtziger Jahre war er Künstlerischer Direktor der Deutschen Ballett-Bühne e.V., dem Gründerverein der Zeitschrift 'Ballett International'.
Ausgehend von Labans Prinzipien der Bewegungsanalyse und durch die Integration verschiedener Tanzstile des modernen Tanzes, ermöglichte James Saunders Tausenden von Menschen die Wiederentdeckung ihres Körpers und ihrer natürlichen Bewegungsfähigkeiten.
1984 gründete er mit Christiane Ruff und Karl-Josef Nelles 'Kreativität durch Bewegung -Tanzprojekte Köln', deren Künstlerischer Direktor er war. Von 1985 bis 1991 leitete er zweijährige Ausbildungsprojekte im eigenen Hause, die maßgeblich zur Entwicklung einer lebendigen freien Tanzszene in Deutschland beitrugen.
Seit 1992 gehörte er dem Board of Advisers des 'Soweto Community Dance Project' an. Außerdem unterrichtete er regelmäßig an der Darvash School (New York - USA), dem European Center for New Dance Developments (Arnhem - Niederlande), den Sommertanzwochen (Wien - Österreich), dem Techniken College (Pretoria - Republik Südafrika), die
State Theater Dance Company (Pretoria - Republik Südafrika), Moving into Dance (Johannesburg - Republik Südafrika), die Free Flight Dance Company (Johannesburg - Republik Südafrika), beim Dance Umbrella - Wits University (Johannesburg - Republik Südafrika), in der Dance Factory Johannesburg - Republik Südafrika), der Makki School (Kyoto - Japan) und an der Rubin Academy for Music and Dance (Jerusalem - Israel).
Im Alter von 48 Jahren begann er 1994 seine zweite Karriere als Choreograph und Soloperformer. Er schuf die Solostücke EYE (1994) und WANDERER - SPACES LIKE HOME (1995), die Konzept-Improvisationsreihe BASSTANZ l-V (1995-1996) und als Auftragsarbeit OBSERVATION SUITE (1996).
Am 24. August 1996 stürzte er während der Performance BASSTANZ - BILDERWELTEN im Museum Ludwig (Köln) in den Tod. Posthum ehrte ihn die SK Stiftung Kultur (Köln) mit dem Tanztheaterpreis 1996 für sein Lebenswerk, und BMW-Südafrika richtete das 'BMW James Saunders Bursary' für junge schwarze Nachwuchskünstler in Südafrika ein.
erstveröffentlicht in: Kajo Nelles: James: Leben, Werk und Visionen des Tänzers, Choreographen und Bewegungslehrers James Saunders. Königsförde 1999, S. 204