erstellt von Antoinette Wosien
1908 Geboren in Passenheim, Kreis Ortelsburg, Masuren (Ostpreußen) als Sohn des Pfarrers Dr. phil. Louis Wosien und seiner Ehefrau Antoinette-Linda, geb. Freiin von Buttler-Ponarth.
1913/14 Übersiedlung der Familie nach Breslau.
1926 Mitglied im Bewegungschor der von Oskar Schlemmer begründeten Jungen Bühne unter der Ballettmeisterin Helga Swedlund in Breslau.
1930 Abitur am Friedrichsgymnasium in Breslau mit den Noten "sehr gut" im Zeichnen und Kunstunterricht sowie im Sport. Sein Zeichenlehrer war Paul Holz, der auch an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau unterrichtete. Auf dem Zeugnis ist der Berufswunsch "Zeichenlehrer" vermerkt.
1930 – 33 Studium: Vom SS 1930 bis WS 1931/32 auf Wunsch des Vaters Evangelische Theologie an der Universität Breslau (das Anmeldungsbuch vermerkt "Dozentensohn"). Überschneidend vom SS 1931 bis WS 1931/32 Kunststudium an der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, Kontakt vor allem zu den Meistern Oskar Schlemmer, Georg Muche, Oskar Moll. Nach der Schließung durch die Nationalsozialisten Fortsetzung des Kunststudiums vom SS 1932 bis WS 1932/33 an der Staatlichen Kunstschule zu Berlin bei den Professoren Willy Jaeckel, Willi Maillard, Rudolf Großmann und in Kunstgeschichte bei Oskar Fischel. Unterricht im künstlerischen Tanz in diesen Jahren bei Valeria Kratina, Herbert Gargula, Aurel von Milloss.
1933 – 34 Ballett-Ausbildung bei Tatjana und Victor Gsovsky und Lizzie Maudrik. Regieassistenz bei Jürgen Fehling. Engagements als Solotänzer an den Städtischen Bühnen Augsburg, Düsseldorf und der Volksbühne Berlin.
1934 – 35 Tanzstudium in Paris bei Madame Lubov Egorova (verh. mit Prinz Nikita Troubetzkoy). Zusammentreffen mit den Tänzern der Ballets Russes Truppe.
1936 – 44 Erster Solotänzer an den Preußischen Staatstheatern Berlin. Gleichzeitig gemeinsam mit seiner Kollegin Friedel Romanowski eigene Tanzabende, z. B. im Beethovensaal.
1939 Heirat mit Elfriede, Reichsfreiin von Ellrichshausen (mit ihr ein Sohn und zwei Töchter).
1940 Erster Solotänzer in der Uraufführung Joan von Zarissa von Werner Egk, Staatsoper Berlin.
1941 – 43 Ballettmeister und erster Solotänzer am Staatlichen Schauspielhaus in der Inszenierung Preciosa von Jürgen Fehling. Pädagoge für Ausdruckstanz und freies Spiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin unter Gustaf Gründgens. Choreographische Beratung in den Gründgens-Inszenierungen Faust I und II.
1943 Zeichnerische Ausschmückung des Buches „Der verschrobene Liebhaber“ von Johannes Günther (Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz).
1944 Ballettmeister und Choreograph an den Sächsischen Staatstheatern Dresden. Erster Solotänzer in der Uraufführung des Balletts Turandot von Gottfried von Einem, Staatsoper Dresden (September).
1944 Einberufung als Soldat nach Dänemark, dann Kriegsgefangener der Alliierten.
1945 Tanztourneen für die amerikanische Besatzung; Gründer einer Ballett-Theater-Tournee-Company in Augsburg.
1946 – 48 1. Solotänzer, Ballettmeister und Choreograph an den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart. Zusammenarbeit mit Willi Baumeister (Bühnenbild) in der Choreographie zu Liebeszauber von de Falla und Feuervogel von Strawinsky.
1948 – 49 1. Solotänzer und Choreographie der Oper Orpheus und Eurydike von Gluck mit dem Wiener Staatsopernballett, Zusammenarbeit mit Oskar Fritz Schuh (Bühnenbild) und Herbert von Karajan bei den Salzburger Festspielen (Felsenreitschule). Choreographie der Uraufführung von Antigone von Carl Orff. Choreographie im Faust I (Regie: Karl-Heinz Stroux) an den Kammerspielen München.
1950 – 52 Choreograph, Ballettmeister und Erster Solotänzer an den Sächsischen Staatstheatern Dresden.
1950 Ernennung zum Professor für Choreographie. Choreographie der Deutschen Erstaufführung von Aschenbrödel von Sergej Prokofieff, seine Partnerin war Nora Vesco
1952 – 54 Forschungsauftrag beim Staatlichen Ensemble für Sorbische Volkskunst in Bautzen Volkstums- und Brauchtumsforschung. Mitbegründer des Staatlichen Ensembles für Sorbische Volkskultur (Direktor Jurij Winar). Tourneen durch Osteuropa, Russland und die Mongolei (Choreographien von B. Wosien).1954 – 58Choreograph der Städtischen Bühnen Nürnberg – Fürth.
1959 – 63 Freischaffender Mitarbeiter an den Rundfunkanstalten Stuttgart, Baden-Baden und München.
1960 Verleihung des Preis für künstlerisches Volksschaffen 1. Klasse durch den Minister für Kultur der DDR, Alexander Abusch
1962 – 75 Dozent für Tanzpädagogik an der Fachschule für Beschäftigungstherapie in München, der Höheren Fachschule für Jugend- und Sozialarbeit der Stadt München, Mitarbeiter am Friedrich-Meinertz-Institut und an der Heckscher-Klinik in München: Entwicklung von bewegungs- und ausdruckstherapeutischen Methoden, empirische Erforschung heilpädagogischer Verfahren mit verhaltensauffälligen und zerebral geschädigten Kindern.
1963 – 86 Tanzpädagogische Lehrtätigkeiten an bis zu 40 Arbeitsstätten in Deutschland, hauptsächlich in München und Bayern, ferner in Österreich, den Niederlanden, Schottland, Griechenland und der Schweiz (bestehend aus: Evangelischen und Katholischen Trägerschaften, Ämtern und städtischen Einrichtungen, Verbänden, Freien Trägerschaften, Stiftungen und privaten Tanzschulen).
1965 – 86 Lehrauftrag als Tanzpädagoge an der Philipps-Universität Marburg/Lahn, Institut für Sonderschulpädagogik. Stückverträge als Choreograph an den Fernsehanstalten München, Baden-Baden, Stuttgart, am Residenztheater und an den Kammerspielen München.
1974 Pantomimisches Solo in der Uraufführung des Oratoriums Inori von Karlheinz Stockhausen in Donaueschingen.
1976 – 85 Findhorn Foundation (Schottland). Einführung und Lehre seiner "Meditation des Tanzes". Über die Forschung der Ursprünge Europäischer Vollkstänze stieß B. Wosien auch auf die ältesten Formen der europäischen "Kreis-Reigen" mit ihrer lebendigen sozialen und kulturgeschichtlichen Bedeutung. Seine "Meditationstänze" spiegeln die Sehnsucht nach Spiritualität und Gemeinsamkeit, nach Demokratie und Frieden. Beginn der internationalen Verbreitung von Sacred Dance, seiner Meditation des Tanzes.
1985/86 Filmrolle des alten Ballettmeisters in Francesca von Verena Rudolph (Premiere Juni 1987, Filmfestspiele München). Parallel mit seiner künstlerischen Laufbahn als Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge verlief sein Schaffen als Maler und Zeichner – Ausstellungen im In- und Ausland.
1986 gestorben am 29. April in München.
Dahinter von links: Oscar Fritz Schuh und Caspar Neher (verdeckt), Ferenc Fricsay, N.N., Gottfried v. Einem und Gattin.
Foto © Deutsches Tanzarchiv Köln
Württembergische Staatstheater Stuttgart 1948, Choreographie: Wosien, Ausstattung: Willi Baumeister.
Foto © Hannes Kilian
– nach Begutachtung durch Aurel von Milloss, den „Leiter des gesamten Tanzwesens“ an diesem Theater (lt. Bühnenjahrbuch) – als Solotänzer am Stadttheater Augsburg für die Spielzeit 1933/34.
(beide Solotänzer der Staatsoper Berlin), am 8. April 1937 im Beethovensaal.
im Steglitzer Anzeiger Nr. 97 vom 9. April 1937: „Bernhard Wosien schafft auch aus einer großen Freiheit der Bewegungsgestaltung, die nur dem berufenen Künstler gegeben ist. Seine tänzerische Kraft ist von starker Vitalität, die sich in seinen Gestaltungen elementar Ausdruck schafft und von mitreißender Wirkung ist. Hier tanzt wirklich ein Mann und weiß seinen Visionen im rhythmisierten Bilde Gestalt zu geben …“
Foto © Siegfried Enkelmann / VG BildKunst, Bonn
in dem gleichnamigen Ballett von Werner Egk. Studioaufnahme.
Württembergische Staatstheater Stuttgart 1948. Choreographie: Wosien, Ausstattung: Willi Baumeister.
(aus dem Ausstellungsprospekt „Bernhard Wosien, Ballett-Zeichnungen“ der Galerie der Stadt Stuttgart, September bis November 1972.
© Deutsches Tanzarchiv Köln
Ballett-Training bei Victor Gsovsky im Studio Wacker, Paris 1961.
Der Mohr erschlägt Petruschka. Stuttgart 1948.
Spanische Tänzerin.
"Nobilissima Visione" (Paul Hindemith), Stuttgart 1948.
"Petruschka", 1948.