Mariette von Meyenburg, eine Nichte des Komponisten Frank Martin, wurde in Zürich geboren, studierte 1921–23 Theaterregie und klassisches Ballett in Berlin und kam 1923 nach Basel, wo sie bei Katja Wulff an der Labanschule ihre Ausbildung im Ausdruckstanz begann, bald Meisterschülerin wurde und ab 1926 als Regisseurin und Choreografin die meisten Stücke der Tanzgruppe "Tanzstudio Wulff" schuf, beispielsweise 1926 die Schulaufführung Altfranzösische Tänze (nach alter Musik) und 1927 die erste große Aufführung am Stadttheater Basel gemeinsam mit Wulff: Gruppen- und Einzeltänze zu Werken von Alfredo Casella und das Ballett Barabau (Musik: Vittorio Rieti). Mariette von Meyenburg prägte mit ihren Choreografien Les Bergers et les dieux (Musik: Rameau) und Relâche (Musik: Eric Satie, beide: 1929), Ariadne und Parade (Musik: Satie, beide: 1931)
das Erscheinungsbild der Tanzgruppe und tanzte immer selbst mit. Als große, schlanke Frau spielte sie oft Männerrollen, so 1931 Theseus in Ariadne. Großen Erfolg als Tänzerin hatte sie auch in La Maddalena (französische bassedanse commune) von ihrer ehemaligen Mitstudentin Lisa Mutschelknaus. Ihr ausgeprägtes Stil- und Formgefühl verband sich mit psychologischer Einfühlung und machte sie zu einer sehr eigenständigen Tanzschaffenden. Oft arbeitete Mariette von Meyenburg mit anderen Künstlern zusammen, zum Beispiel 1936 in Höfische Tänze aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit der Schola Cantorum Basiliensis unter Paul Sacher. Während des Zweiten Weltkriegs führte sie 1942 zusammen mit dem Basler Kammerorchester Monteverdis Combattimento di Tancredi e Clorinda auf (Inszenierung und Choreografie: v. Meyenburg) und zeichnete 1943 verantwortlich für den Gesamtentwurf und die Inszenierung von Ein Totentanz zu Basel im Jahre 1943 auf dem Münsterplatz (Musik: Martin). 1945 folgten unter dem Namen Basler Kammerballett, der Nachfolger-Gruppe des Tanzstudios Wulff, Daphne (Musik: Peter Mieg), Traum (Johann Heinrich Füssli gewidmet; Musik: Tschaikowsky) und Jeux (Musik: Debussy). Nach dem Abbruch ihrer Theaterarbeit blieb Mariette von Meyenburg. in engem Kontakt mit Käthe Wulff, unterrichtete aber nie. Sie interessierte sich vermehrt für bildende Kunst, besonders den abstrakten Expressionismus und führte eine Praxis für astrologische Beratung in Zürich.
Pellaton, Ursula: Mariette von Meyenburg, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1238. Mit freundlicher Erlaubnis.